- 8. September 2020
Das Lühnsche-Notrufkonzept
Von Xaver Lühnen, Dozent:
„Unsere persönliche Sicherheit ist immer unmittelbar Abhängig von der Zugriffszeit der alarmierten Hilfskräfte!“
Bei einem Notfall haben wir aktuell im Grundsatz eigentlich nur zwei Alarmierungsmöglichkeiten:
1.) Wir rufen laut um Hilfe (akustische Reichweite im feien etwa 200m) oder
2.) wir nutzen das Telefon bzw. Smartphone und rufen (wenn es möglich ist) die 112 oder 110.
Innerhalb der Stadtgrenzen können wir im günstigsten Fall nach 15 Minuten mit dem Eintreffen der Hilfskräfte rechnen. Wenn wir im ländlichen Umfeld einen Notruf absetzen sind wir eher bei 25 bis 30 Minuten.
Kostbare Zeit also, die bei notwendigen Hilfeleistungen verstreichen könnte!
Toll, wenn uns dann jemand aus der näheren Umgebung zu Hilfe kommt ….
Der Harken ist nur: Wie erzeugen wir als betroffene Person die notwendige Aufmerksamkeit?
Würde z.B. ein Taxifahrer in Bedrängnis geraten würde er über seinen Taxifunk, mittels einem speziellen Notrufkanal, einen automatischen und stummen Alarm in Richtung seiner Taxi-Zentrale sowie gleichzeitig auch an alle Kollegen in Funkbereich absetzen.
Er könnte sich neben den offiziellen Hilfskräften (z.B. Polizei) unbedingt auch auf seine Kollegen und Kolleginnen im Umfeld verlassen, die mit hoher Sicherheit unmittelbar zur Hilfe eilen.
Dieses Vorgehen führt nach meiner Meinung übrigens zu einer enormen abschreckenden Wirkung bei Kleinkriminellen.
Sich auch auf die Mitmenschen im eigenen Umfeld verlassen zu können, ist eine unglaubliche Steigerung der Sicherheit. Objektiv und Subjektiv !
Immer wenn es um die Sicherheit geht, haben wir eigentlich immer solche auch auf die unmittelbare Umgebung ausgerichtete Konzepte.
……interessanterweise mit einer Ausnahme in der bürgerlichen, zivilen Umgebung.
Um es noch weiter verdeutlichen zu können, hier noch ein zweites Beispiel: Jeder Bootsführer hat ein aktives Funkgerät (im eingeschalteten Zustand) an Bord mitzuführen! Das Funksystem stellt sicher, dass ein Notruf jederzeit gesendet und empfangen werden kann.
Bei Auslösen eines Notfalls z.B. im Fall einer Havarie, wird die aktuelle Position, die Größe des Bootes und der Bootsname automatisch übermittelt.
Auch hier besteht das Konzept darin das nicht nur die Küstenfunkstellen, sondern auch alle Schiffe und Boote in der näheren Umgebung alarmiert sind und unabhängig von den offiziellen Stellen Hilfe leisten und berichten können.
Warum also haben wir solche Konzepte nicht im privaten, zivilen Umfeld?
Technisch wäre es kein Problem auf dem Smartphon eine Notruf-App im Hintergrund lauffähig zu halten, die sowohl die Notrufmeldungen aus der Umgebung (also innerhalb der gleichen Funkzelle empfängt) und anderseits jederzeit einen Notruf an alle aktiven Geräte der unmittelbaren Umgebung, sowie in Richtung NOTRUFZENTRALE (112) ermöglichen könnte.
Aktuell haben wir ja zumindest ansatzweise vergleichbare Lösungen, wie z.B. die im Hintergrund agierenden Corona-App.
Jede Frau, jedes Kind, (und natürlich jede andere Person auch) würde sich viel sicherer fühlen können, wenn wir über derartige Lösungen verfügen würden.
Insbesondere wenn wir an die dunkele Jahreszeit denken, hier wird der Nutzen noch deutlicher.
Was wir also unbedingt schaffen sollten ist ein Medium, welches mit minimalem technischem Zusatzaufwand sicher funktioniert.
Sicherheit kann einfach sein, wir müssten es nur wollen!
Was ist nun meine Botschaft?
Als Dozent der Elektronik und Qualität möchte ich anregen nochmals zu prüfen ob wir uns bisher richtig aufgestellt haben. Wäre es nicht sinnvoll in Deutschland ein verlässliches Notsystem, mit der Einbeziehung des unmittelbaren Umfelds, zu schaffen?
Gemäß „Strafgesetzbuch“ sind wir ohnehin alle zur Hilfeleistung im Unglücksfall verpflichtet (siehe §323c, unterlassene Hilfeleistung)! (Ein Unglücksfall ist nach gültiger Definition ein Zustand, der eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben oder bedeutende Sachgüter bedeutet. Entscheidend ist, dass ein sofortiges Eingreifen erforderlich ist. Neben den Unglücken im klassischen Sinne gehören auch Naturgewalten, Krankheiten sowie vorsätzliche Straftaten Dritter zu den Unglücksfällen.) In einem solchen Fall bekommt der Datenschutz zunächst eine untergeordnete Rolle.
Möglicherweise könnte das hier vorgestellte Konzept ja auch die Sensibilität und die Hilfsbereitschaft gegenüber unseren Mitmenschen steigern. ….was nicht selten etwas verlorengegangen scheint. Eine funktionierende Nachbarschaft, eine funktionierende Umgebung fördert eigentlich immer den Zusammenhalt und das gesunde Miteinander und erhöht nachweislich die Sicherheit.