• 6. Mai 2020

Erzähl mir was vom Pferd!

LWL-Freilichtmuseum Detmold stellt die Mensch-Pferd-Beziehungen in den Mittelpunkt

Detmold (lwl). Im Internet ist die Ausstellung “Erzähl mir was vom Pferd!” des LWL-Freilichtmuseums Detmold bereits seit Anfang April zu sehen. Nun ist das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) am Dienstag (5. Mai) in die neue Saison gestartet, damit hat auch die Sonderausstellung im Paderborner Dorf ihre Tore geöffnet. Die inklusive Fotoausstellung zeigt, weshalb Westfalen ein Pferdeland ist und das Leben in der Region durchaus manchmal einem Ponyhof gleicht.

Die Fotografin Tuula Kainulainen vom LWL-Medienzentrum für Westfalen hat sich mit ihrem Team auf eine Reise durch die Region begeben und die unterschiedlichen Beziehungen der Menschen zu ihren Pferden auf Fotografien festgehalten. Denn ob in der Freizeit, der Therapie oder beim Sport: Pferde haben für die Westfalen eine ganz besondere Bedeutung, auch wenn sich diese in der modernen technisierten Gesellschaft gewandelt hat. Trotz der Mechanisierung der Landwirtschaft und des Einsatzes von Traktoren und Maschinen, sind Pferde in vielen alltäglichen Bereichen nach wie vor unersetzlich, beispielsweise bei der Arbeit im Wald, dem Sport oder in der Therapie. Diese vielen Alltagssituationen aufzuspüren und fotografisch festzuhalten, war das Ziel eines Dokumentationsprojektes des LWL-Medienzentrums. Einen Teil dieser dabei entstandenen Fotoserien zeigt das LWL-Freilichtmuseum Detmold bis zum 31. Oktober in der Sonderausstellung.

“Es war ein unglaublich tolles Projekt, in dem ich viele interessante Menschen und ihre Pferde kennengelernt habe. Ich bin sehr dankbar, dass mir so viele Einblicke gewährt und Lebensgeschichten erzählt wurden”, so Kainulainen. Besonders beeindruckt war die Fotografin von der Arbeit, die die Pferde bei der Polizei und in der Therapie leisten: “Die Pferde bei der Landesreiterstaffel NRW, die in Dortmund angesiedelt ist, müssen immer wieder ihren Fluchtinstinkt in schwierigen Situationen überwinden. Das absolute Vertrauen zwischen Mensch und Pferd steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie bei der Therapie, bei der das Pferd mit seiner Wärme und seinem Geruch so viel Ruhe ausstrahlt. Das fand ich faszinierend.”

In der Ausstellung geht es ganz bewusst um die Momente der Gegenwart. Damit möglichst viele Menschen die Ausstellung erleben können, hat das Team von Anfang an einen inklusiven Ansatz verfolgt. “Uns war es sehr wichtig, insbesondere denjenigen, denen visuelle Eindrücke aufgrund einer Behinderung verwehrt bleiben, die Welt der Fotografien zu eröffnen”, berichtet die Ausstellungskuratorin Agata Wozniak. Gemeinsam mit dem beim LWL-Medienzentrum für Westfalen angesiedelten Projekt “Kultur bewegt”, das sich auf die digitale Kulturvermittlung spezialisiert hat, hat sie ein Hörbuch aus Klang und Erzählung entwickelt. “Darin werden die Bilder nicht nur beschrieben, sondern atmosphärisch inszeniert, so können alle Gäste das gleiche Erlebnis teilen”, ergänzt die Ausstellungskuratorin Janina Raub. Allerdings ist aufgrund der aktuellen Hygiene- und Schutzmaßnahmen die vorgesehene Ausgabe von zuvor desinfizierten Audioguides nur an blinde und sehbehinderte Menschen möglich. Aber mithilfe von QR-Codes können die einzelnen Hörstücke auch über das vorhandene WLAN auf dem eigenen mobilen Endgerät abgespielt werden. “Die Tastobjekte, die wir desinfizieren können, können wir aktuell leider ebenfalls nur Menschen mit entsprechendem Bedarf zur Verfügung stellen”, so Raub. Zudem ist der Zugang zur Ausstellung auf maximal acht Personen gleichzeitig beschränkt. Ein Leitsystem am Boden und Texte in Leichter Sprache ergänzen die inklusive Fotoausstellung. Und es stehen Kulturvermittlerinnen in der Ausstellung für Fragen rund um das Thema Pferde zur Verfügung.

Wer nach dem Ausstellungsrundgang noch Lust hat, Pferde in Aktion zu erleben, kann die Senner Pferde auf den Weiden des Museums sehen. Sie gelten als älteste Pferderasse Deutschlands und gehören mit aktuell nur 55 Pferden weltweit zu den vom Aussterben bedrohten Tierrassen. Seit 2001 beteiligt sich das LWL-Freilichtmuseum Detmold mit zwei Mutterstuten an der Arterhaltung. Zwölf Fohlen wurden in dieser Zeit im Museum geboren.

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