• 4. Februar 2022

Sprache im Dienst der schleichenden Familienzerstörung

Der Verband Familienarbeit kritisiert seit seiner Gründung vor über 40 Jahren die Abwertung der
elterlichen Erziehungsarbeit, wie sie besonders seit der Rentenreform 1957 deutlich wurde. Dabei
wurden die „Beiträge“ der Erwerbstätigen zur Grundlage des Rentenanspruchs gemacht, obwohl
sie lediglich die Renten der vorangegangenen Generation finanzieren. Die eigenen Renten der aktuell
Erwerbstätigen müssen dagegen später von den heutigen Kindern bezahlt werden. Daher ist die
Kindererziehung der eigentliche „Beitrag“ für die eigenen Renten. Der irreführende Gebrauch des
Begriffs „Beitrag“ ignoriert die Leistung der Eltern.

Dr. Johannes Resch vom Verband Familienarbeit e.V. weist auf eine „schleichende Vergiftung der Sprache“ hin, die die Abwertung der elterlichen Erziehungsarbeit begleite und verschleiere. So werde etwa auf politischer Ebene eine „kostenlose Kinderbetreuung“ gefordert, womit aber nur die Fremdbetreuung gemeint sei. Subtil werde so der Eindruck vermittelt, Eltern würden oder könnten ihre Kinder gar nicht selbst „betreuen“.

Durch die Bezeichnung „frühkindliche Bildung“ für Krippenbetreuung von U3-Kindern werde vom Wert der Eltern-Kind-Bindung abgelenkt und vermittelt, nur „Fachleute“ könnten der Entwicklung der Kinder gerecht werden. Diese Annahme widerspreche aber allen kinderpsychologischen Erkenntnissen. Hinter dieser Vorstellung stehe die traditionelle Überbewertung der besonders von den Männern ausgeübten Erwerbsarbeit gegenüber der meist von Frauen geleisteten elterlichen Erziehungsarbeit. Das gelte für Marxisten und Neoliberale ebenso wie für Konservative vom Schlage eines Adenauer, dessen Rentenreform die elterliche Erziehungsarbeit mit Null bewertete und ihr so die Anerkennung entzog.

Dr. Resch; „Die Formulierung `Vereinbarkeit von Familie und Beruf ` täuscht eine Entlastung der Eltern nur vor. Tatsächlich bedeutet das aber für Eltern eine Sonderbelastung, die Erwerbstätigen ohne Kinder nicht abverlangt wird. Die Auslagerung der Kinderbetreuung hat dagegen weniger Familie zur Folge. Es wird behauptet, die `Gleichstellung im Erwerbsleben` fördere die Gleichberechtigung der Geschlechter. Das Gegenteil ist der Fall: Die elterliche Erziehungsarbeit wird ausgeblendet. Nur eine finanzielle Gleichstellung der elterlichen Erziehungs- mit Erwerbsarbeit kann zu mehr Gleichberechtigung führen, unabhängig davon, ob sie von Müttern, Vätern oder von beiden geleistet wird.“

Ergänzend mahnt Resch: „Alle, Eltern wie Nicht-Eltern, sollten auf die Abwertung der elterlichen Erziehungsarbeit in der Sprache achten und sich dem widersetzen. Der Missbrauch der Sprache wird oft gar nicht bewusst, prägt aber das Denken im Unterbewussten mit. So werden ideologisch vorgeprägte Denkmuster verinnerlicht. Wenn eine Mutter, die sich für die Betreuung ihres Kleinkindes Zeit nimmt, sagt: ‘Ich arbeite nicht!’, trägt sie selbst zur Abwertung ihrer Arbeit bei und zur Verfestigung des falschen Bewusstseins in Gesellschaft und Politik.

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