- 30. Juli 2021
Für den Tabellenletzten Team Hämmerling TuS Sennelager beginnen die Wochen der Wahrheiten
Paderborn. Beim Team Hämmerling TuS Sennelager stehen in den kommenden 15 Tagen vier Begegnungen in der 1. Tennis-Point-Bundesliga an, die über das sportliche Wohl und Wehe entscheiden. Seit der 2:4-Niederlage am letzten Sonntag gegen die Oberbayern des TSV 1860 Rosenheimer Unterstützungskasse zieren die Ostwestfalen das Tabellenende. Eine Position, die man sich zweifelsohne nicht gewünscht hat, doch eine Reihe von Faktoren haben letztlich zu dieser Situation geführt. „Den eingesetzten Spielern kann man keinen Vorwurf machen“, sagt Teamchef Marc Renner, „denn sie haben sich sportlich bestens verkauft. Doch dafür gibt es nun einmal keine Punkte.“ Die Wahrheit ist, dass das Hämmerling-Team in dieser Saison bis dato personell arg gebeutelt ist. Zahlreiche verletzte Akteure sowie ein erfolgreiches Dabeisein einiger Tennisprofis auf Turnierebene haben folge dessen dazu geführt, dass Marc Renner mehr oder weniger auf seine Spitzenspieler verzichten musste. Und dies rächte sich bitterlich, wie am aktuellen Tabellenstand abzulesen ist.
Demzufolge kann bei den Ostwestfalen die Parole nur heißen „Verlieren verboten“, denn in den folgenden zwei Wochen mit drei Auswärtsbegegnungen und nur noch einem Heimspiel (13. August) stehen Begegnungen gegen ebenfalls gefährdete Mannschaften an. Sozusagen sind dies die Wochen der Wahrheiten, wenn es um die sportliche Existenz geht. Verloren ist mit einem Punktekonto von 2:8 noch nichts, denn die drei davor platzieren Teams haben mit jeweils 3:7 nur ein Pünktchen mehr aus ihrer Habenseite und zu denen muss das Liga-Schlusslicht reisen. Als da wären Rochusclub Düsseldorf (9. Rang/15. August), HTC Blau-Weiss Krefeld (8. Rang) und am 08. August bei Kurhaus Lambertz Aachen, dem gegenwärtigen Tabellen-Siebten. Dazwischen am 13. August die letzte Heimbegegnung auf der Anlage beim Hövelhofer Tennis Club Blau-Weiss gegen den zehnfachen Deutschen Meister Tennis Ewige Liebe BW Neuss.
Die erste Herausforderung steht nun am Sonntag (01. August/11.00 Uhr) in der Modestadt Krefeld an, wobei sich die auf Grund eigener Schussligkeit in diese Bredouille gebracht haben. Ihre Heimbegegnung am 18. Juli gegen Neuss steht mit einer 0:6 Niederlage zu Buche, die allerdings am grünen Tisch zustande gekommen ist. Sie hatten fälschlicherweise zwei Nicht-EU-Ausländer aufgeboten, was gemäß Bundesliga-Statut verboten ist. Während beim Peruaner Juan Pablo Varillas (ATP 125) kein Zweifel besteht, dass sein Land nicht zur EU gehört, hatte man Viktor Durasovic als Norweger der Europäischen Union zugeordnet. „Mindestens 95 Prozent aller Menschen, davon bin ich überzeugt, glauben das Norwegen der EU angehört. Nur leider ist das nicht so und wir haben das bitter bereut“, sagt Jörg Zellen, seines Zeichens Krefelder Pressesprecher.
Doch für ihn und der Mannschaftsführung ist das längst Geschichte und hat keine negativen Folgen gehabt. Man könnte eher annehmen, es hat die Niederrheiner zusätzlich motiviert. Zumindest haben sie am letzten Spieltag mit einem 5:1 Sieg beim ebenfalls abstiegsgefährdeten Rochusclub Düsseldorf Schadensbegrenzung betrieben. Ermöglicht hat dies ein italienisches Quartett und es ist davon auszugehen, dass sie auch am Sonntag hochmotiviert auf ihrer kleinen schmucken Anlage am Krefelder Stadtwald auf die Gäste aus Paderborn warten. Federico Gaio (ATP 149), Paolo Lorenzi (ATP 117), gehörte vor Jahren mit der Ranglistennotierung 33 zur erweiterten Weltspitze, Andrea Arnaboldi (ATP 289) und dem 19-jährigen talentierten Flavio Cobolli (ATP 331) könnten auf der roten Asche stehen. Das Vertrauen in dieses Quartett ist groß, doch Krefeld will gerüstet sein: Insofern werden des Weiteren die beiden Südeuropäer Stefano Travaglia (ATP 88) und Simone Bolelli, ehemals Nummer 36 im ATP-Ranking, die >italienische Nationalmannschaft< verstärken.
Die Zielsetzung für das Team Hämmerling TuS Sennelager ist deutlich formuliert, doch ob das angesichts des personell aufgerüsteten Gastgebers am Sonntag zum doppelten Punktgewinn reicht, ist mit einem dicken Fragezeichen zu versehen. Die voraussichtliche Nummer eins wird Manuel Guinard (ATP 265) sein, der im Kader lediglich an Position elf platziert ist. Der 25-jährige Franzose schied bei beim ATP-Challenger im polnischen Posen im Achtelfinale aus und wird die Ostwestfalen in das Abstiegsduell führen.
Dahinter folgen seine Landsleute Antoine Cornut-Chauvinc (ATP 506) und Daniel Cukierman (ATP 697). Letzterer ist zweifelsohne der Spieler der Saison bei den Ostwestfalen und sein sportliches Potential stellte der gebürtige Israeli erst am vergangenen Sonntag unter Beweis. In drei begeisternden Sätzen besiegte er Matteo Viola (ATP 262) und bewerkstelligte so den einzigen Einzelsieg. Ein Standing Ovation der rund 600 Zuschauer war das Dankeschön für dieses Match. Komplettiert wird die Mannschaft Jan Zielinski (ATP-Doppel 132) und dem niederländischen Doppelspezialisten David Pel (ATP-Doppel 78). Doch ob das personell reicht, ist zunächst einmal mit einem Fragezeichen zu versehen. Wer allerdings am Sonntag dieses Duell verlieren wird, für den wird der Erstligaabstieg immer wahrscheinlicher!
Foto: Ralf Meier